Liebe Eser-Freunde,

heute am 2. Advent, laden wir Euch ein, auf den Weg nach Bethlehem mit zu gehen. Ein Gedicht von Horst Knöpfel bringt es gut zum Ausdruck:

DER UNSER LEBEN VERÄNDERT (1985)

Du musst es
in deine Arme nehmen,
das Kind,
wie Maria
oder Simeon.
Betasten
das Wort
und anfassen
mit beiden Händen.
Ergreifen
den menschgewordenen Herrn,
dann hast du
nicht mehr
die Hände frei
zur geballten Faust,
nicht mehr
für Karabiner,
du musst dich entscheiden,
ob du das Leben halten willst,
in deinen Händen
oder den Tod.

Dieser Satz: „Du musst dich entscheiden, ob du das Leben halten willst oder den Tod…“ gilt für jeden von uns an jedem Tag, manchmal stündlich neu. Der Stall von Bethlehem ist ein Gleichnis für das Leben. Jesus kommt in mein/unser Chaos, aber wir können uns entscheiden, worauf wir sehen, was wir betasten, wo unsere Konzentration hin geht. Wie froh bin ich, die Wahl zu haben, ob Tod oder Leben Einfluss auf mich nimmt!

Wie schwer ist es aber für die meisten unserer Gäste, wirklich loszulassen, „geballte Faust oder Karabiner…“, fühlt es sich doch für viele oft wie ein Verlustgeschäft an, die eigenen Waffen abzulegen und das Leben zu ergreifen.

Präsent zu sein, wirklich zu begleiten durch Höhen und Tiefen, muss auch von jedem Mitarbeiter immer wieder neu gewählt werden. Da sitzen wir Mitarbeiter mit den Gästen in einem Boot und müssen wählen, ob Zorn oder Liebe, Vertrauen oder Misstrauen uns regiert.

Unser Leben im Eser ist nach wie vor für Gäste und Mitarbeiter, eine ständige Herausforderung. Das Leben zu wählen und Wachstumsbedingungen zu schaffen, kostet Kraft und Zeit.

Einige Schlaglichter daraus:
Unsere Mitarbeiterin Anja Siegel, hat sich nun doch entschieden, sich in der Eserarbeit auf die ambulante Arbeit zu konzentrieren, da für sie ihre Aufgabe als Mutter und gleichzeitig als Therapeutin im Eser 21 nicht zu vereinbaren waren. Anja wurde liebevoll verabschiedet mit der Hoffnung, dass sich dies „Problem“ mit der Zeit ja löst. Wir als Team Eser 21 verlieren in Anja eine wertvolle Mitarbeiterin, freuen uns aber, dass sie uns im großen Eser-Mitarbeiterkreis erhalten bleibt.

Im Cafebereich findet Roland Lorenz, der für ein Jahr kommissarisch die Cafeleitung übernommen hatte, durch Ellen Kettemann eine kompetente Nachfolgerin. Roland bleibt stellvertretender Leiter. Roland und Wiebke sind nun seit 10 Jahren in Augsburg und wir haben das im Rahmen des großen Mitarbeiterkreises gefeiert. Wie gut, dass sie zu uns nach Augsburg in den Eser gekommen sind! Roland, der Hausvater, Wächter über Haus und Hof und Arbeitstherapeut ist, hat einen ganz wesentlichen
Platz im Team und bei den Gästen.

Roland und Inge, die gemeinsam unsere Arbeitstherapie leiten, haben auch dieses Jahr in Zusammenarbeit mit Elke in der Hauswirtschaft dem Eserfest zu vollem Erfolg geholfen. Durch unseren Eserlauf konnten wir 15.000 €, genau die Summe, die wir für die Hofgestaltung und Pflasterung von Haus 17 brauchten, einnehmen. Unser Eserauto, der alte Ford, hätte nur noch mit hohem finanziellem Aufwand durch den TÜV gebracht werden können. Wir haben entschieden, dass wir nach einem gebrauchten Passat sehen. Für 5000€ haben wir einen Wagen in gutem Zustand erstanden. Die Woche darauf erhielten wir eine Spendenzusage über 5000 €.

Ich schreibe dies, weil es für uns ein Zeichen der liebevollen Fürsorge Gottes ist. Auf solche Zeichen sind wir angewiesen, ganz praktisch und in allen Beziehungen. Noch viel gäbe es zu erzählen, von der wachsenden ambulanten Arbeit, der Warteliste für Therapieplätze, dem guten Zusammenhalt im Gebet und Arbeiten, der mutmachenden Vernetzung mit Ärzten und anderen Werken und Einrichtungen.

Wir danken Euch für alle Unterstützung, finanziell und auch im Gebet. Bitte denkt weiter an uns und begleitet uns in Euren Herzen. Dass Ihr in diesen Tagen “nach Bethlehem“ gehen könnt und „das Leben ergreifen,“ das wünschen wir Euch von ganzem Herzen.

Auch für das Neue Jahr 2011 Gottes Segen, Gesundheit, Freude, Frieden und liebevolle Begegnungen.

Herzliche Grüße aus der Eserstraße von allen Mitarbeitern
im Namen des ganzen Teams
Eure Friedegard und Gerd Warkentin