Mache Dich auf und werde licht

Liebe Eser-Freunde,

mache Dich auf: manchmal scheint sogar dies zu viel zu sein: Sich aufmachen. Das kenne ich, dass ich mir wünsche, dass es einfach gut sein möge, ohne eigenen Einsatz. Und wie bekannt ist das auch unseren Esergästen. Aber dann weiß ich, sich aufmachen fängt im Herzen an. Diese kleine Entscheidung kostet Kraft. Aber wenn ich die Blickrichtung ändere, weg von den Unmöglichkeiten hin zum Licht, kann ich entdecken, dass sich Gott schon aufgemacht hat mir zu begegnen, Er kommt mir entgegen mit seinem Licht. Es wird heller in mir und um mich! Da wo nur Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit war, werden wieder Wege erkennbar und kleine Schritte möglich.

…werde licht…

Es ist gar nicht so einfach, licht und wahr zu werden. Das geht mir, den Mitarbeitern und unseren Gästen so. Da kommt Angst, Scham und Schmerz hoch, wenn wir die eigene Unvollkommenheit und auch die eigenen Fehlhaltungen ansehen, ehrlich werden. Aber nur so können wir auch erleben, dass uns Gott nicht mit Strafe sondern mit seiner Liebe, seiner Annahme, seinem Glanz, seiner Vergebung und seiner Herrlichkeit begegnet. Das ist so ein Schutzraum der Liebe und nur da können Wunden wirklich heilen.

In diesem intensiven Prozess, einem Wechsel von Vertrauen und Misstrauen, stehen gerade einige unserer Esergäste und wünschten sich, der Kampf wäre leichter. Andere konnten voll Dankbarkeit und Freude von der Intensivtherapie im Haus 21 zur Nachsorge ins Haus 17 wechseln und Platz für die machen, die schon ungeduldig auf einen warten.

Das vergangene Eserjahr war für uns bedeutungsvoll. 15 Jahre Eserarbeit! Wir haben ausgiebig und voller Dankbarkeit gefeiert, auch Bilanz gezogen und in die Zukunft geplant. Wir sind immer noch bewegt von so viel Anteilnahme von anderen Einrichtungen, Kirchen unterschiedlicher Prägung, von Freunden, der Stadt, dem Bezirk Schwaben. Der Eser 21 ist Teil der sozialpsychiatrischen Landschaft geworden. Freunde der Arbeit haben uns beim Eserlauf „laufkräftig“ und mit vielen Spenden zu einer neuen Küche verholfen, was nach 15 Jahren wirklich nötig war.

Höhepunkt des Eserjahres war wieder der Dankgottesdienst im September. Hier haben viele Gäste, Ehemalige und Mitarbeiter berichtet, was in ihrem Leben an Gutem wachsen konnte. Durch alle Beiträge, Musik und Lieder konnten wir gemeinsam das Schwere und Reiche in unserer Arbeit zu Gott bringen und uns erneut unter seinen guten Segen stellen. Wir möchten allen Freunden der Eserarbeit am Ende des Jahres wieder
von Herzen für alle Unterstützung danken, sei es in der Fürbitte oder finanziell. Beides brauchen wir dringend. Fast täglich haben wir mehrere Anfragen für unser Haus und müssen sehr sorgfältig auswählen, für wen wir das richtige Angebot sind. Auf dem Herzen liegt uns, dass wir für Menschen, die in kein „Schema“ passen, ein niederschwellig begleitetes, betreutes Wohnangebot brauchen. Ein Angebot für Menschen, bei denen sich gute und instabile Phasen häufig abwechseln und die in keinen Rahmen wirklich hineinpassen. Mal sehen, was sich da noch auftut.

Nun wünschen wir Euch und uns Zeiten zum „Aufmachen und Lichtwerden“ zu finden, damit das Licht und die Herrlichkeit Gottes über uns allen aufgeht und eine mit guten Begegnungen erfüllte Advents- und Weihnachtszeit! Wir grüßen Euch in ganz herzlicher Verbundenheit mit allen guten Segenswünschen für das Jahr 2013 und der Bitte, dass wir auch weiterhin Freunde bleiben.

Eure Friedegard und Gerd Warkentin