Ein unendlicher Gott kann sich
jedem seiner Kinder ganz und gar
schenken. Er teilt sich nicht auf,
sodass jedes Kind ein Stück von
Ihm abbekommt, sondern Er
schenkt sich jedem Kind so
vollständig,als hätte
Er nur dieses eine.

A.W. Tozer

Liebe Eserfreunde,

Angst, Terror, Anschläge und die Flucht vor diesen Anschlägen bestimmen zunehmend das Tagesgeschehen. Das ist nicht neu auf dieser Welt, neu ist nur, dass wir es zum Anfassen nah mitbekommen, die Augen nicht mehr verschließen können. Oder doch?

Flüchten können wir immer, sogar, wenn wir uns entscheiden anderen Flüchtenden zu helfen. Flucht kennt viele Wege, weil das Hier und Jetzt bedrohlich, feindlich oder mörderisch ist. Jeder von uns kennt seinen speziellen Fluchtweg, wenn es eng wird und wir einen Befreiungsschlag ausführen wollen. Da kommt uns das Weihnachtsevangelium entgegen mit dieser unglaublichen Geschichte einer Liebe, die sich auf den Weg macht uns einzuholen.

Das ist ja das Besondere an Weihnachten, dass mitten im Chaos der Weltgeschichte mit all den bitterbösen und dramatischen Geschehnissen Gott in Jesus mit einer nie vorstellbaren Liebe aushält, einlädt und sich dem schenkt, der sein Herz dafür öffnet. Das einzige sichere Zuhause ist in dieser Liebe zu finden, die sich schenkt.

Die Entscheidung zu hassen und zu töten, hat einen langen Vorlauf in vielen kleinen Entscheidungsschritten. Wie viele Enttäuschungen sind dem wohl vorausgegangen, dass die Liebe als stärkste Kraft im Universum in vielen Herzen keinen Zugang findet?

Dieser Kampf im Inneren eines Menschen, das Leben, sein Leben zu wählen ist Hauptthema in der Eserarbeit. Wie sehr wünschen wir uns als Mitarbeiter, diese Qualität der Liebe und Annahme zu schenken, und ernten doch auch immer wieder Angst, Misstrauen und Flucht? Aushalten und da sein für die, die diese Liebe noch nicht glauben können, die keine Hoffnung haben, können wir nur, wenn wir selbst heimgekommen sind und uns nicht mehr auf der Flucht befinden.

Das letzte Jahr im Eser war nicht einfach. Oft ging es wirklich um Leben und Tod. Das hat viel Kraft gekostet. Wie gut tut da ein Team, das zusammenhält, hoffen, beten und auch von Herzen feiern kann, mit denen, die ins Leben gehen!

Die Abschiedsfeiern waren wieder Höhepunkte im Eseralltag. Wenn die Gäste, die ausziehen, mit bewegenden Worten ihren inneren Prozess beschreiben, bis hin zum Übergang zur nächsten Station in unser Haus 17 zur Wiedereingliederung. Diese bewegenden Stationen kamen auch gut in unserem Eserjahresgottesdienst zum Ausdruck. Viele erzählten von ihren mutigen Schritten im Vertrauen, vom Hinfallen und Aufstehen und den Mitarbeitern, die ihnen dabei geholfen haben. So viel Grund zum Danken und sich freuen!

Da wir für kurze Zeit weniger Gäste im Haus hatten, war auch unsere Kasse weniger gut gefüllt. Aber unser Vertrauen wurde belohnt; der Eserlauf brachte uns 20.000 € ein, die wir dringend benötigten. Als dann noch weitere Spenden kamen, konnten wir nur jubeln. Wie gut sind wir immer wieder versorgt! In unserem Mitarbeitergebet segnen wir alle, die uns unterstützen – dazu gehört Ihr mit Euren Gebeten und Spenden. Habt ganz herzlichen Dank dafür. Inzwischen ist unsere Warteliste wieder gefüllt mit Menschen, die der Hoffnung und dem Schritt zur Veränderung Raum geben.

Im Frühsommer war eine Delegation aus Abgeordneten und Stadträten im Eser zum Thema: „Wohnraum für Menschen mit psychischer Behinderung!“ Das ist ein Riesenproblem, denn unsere Ehemaligen, die in Augsburg wohnen wollen, tun sich ungeheuer schwer, Wohnraum zu bekommen. Nun wurde uns in Aussicht gestellt, dass wir eventuell Am Eser 5-9 Wohnraum für ein Wohnmodell „ESER-LEBENSRÄUME“ anmieten können. Das bewegt uns zurzeit sehr, denn die Zuteilung wäre eine großartige Antwort für dieses Wohnproblem. „Keinen Raum in der Herberge“ – wie nah kommen da diese Worte in unsere Zeit, ebenso wie die Worte von der Flucht. Da strahlt Weihnachten mit seiner Liebesgeschichte wie ein Stern im Dunkeln auf.

„Ein unendlicher Gott kann sich jedem seiner Kinder ganz und gar
schenken. Er teilt sich nicht auf, sodass jedes Kind ein Stück von Ihm
abbekommt, sondern Er schenkt sich jedem Kind so vollständig, als
hätte Er nur dieses eine.“ A.W.Tozer

Wir grüßen Euch ganz herzlich mit den Worten von A.W. Tozer und danken Euch für Eure Treue in der Unterstützung. Das bedeutet uns so viel!

Frohe, gesegnete Adventstage und ein erfülltes Weihnachten, vielleicht mit Flüchtlingen, und von Herzen Gottes Schutz und Segen im Neuen Jahr 2016.

Eure
Gerd und Friedegard Warkentin und alle Mitarbeiter