Liebe Eser-Freunde,
ob Ihr wohl unseren Osterbrief vermisst habt? Es war das erste Mal, dass wir aus gesundheitlichen und organisatorischen Gründen vor Ostern nicht rechtzeitig dazu kamen. Deshalb bekommt ihr nun unsere Einladung zum diesjährigen Eserfest und Eserlauf gemeinsam mit unserem Freundesbrief.
Wir sind sicher, Ihr verzeiht uns und unterstützt den Eser trotzdem mit einem Besuch beim wunderschönen, bunten Eserfest. Achtung: Für den Eserlauf ist es jetzt an der Zeit mit dem Training zu beginnen und die Sponsorenlisten ausfüllen zu lassen. Das Geld vom Eserlauf ist bereits verplant. Also lasst uns bitte nicht im Stich und ladet Kinder und Freunde dazu ein!
Nun Neues aus dem Eserleben:
Ein reich gefülltes halbes Eserjahr liegt hinter uns. Die globalen Krisen, die unser Land, Europa und unsere Welt erschüttern, machen natürlich auch vor dem Eser nicht Halt! Die wirtschaftliche Lage ist für viele existentiell sehr bedrohlich. Hilf- und Hoffnungslosigkeit angesichts aller Probleme ist Gesprächsthema. Da sehen wir als Team unsere Pflicht, dagegen zu halten und dem Leben, der Lebenslust und der Verantwortung Raum zu verschaffen, auch oder gerade wegen aller Widrigkeiten. Das Leben zu feiern, und gute Entscheidungen unsrer Gäste zu fördern und zu würdigen, setzt Lebensakzente.
Wenn Gäste das grausame gedankliche Spiel mit dem Suizid endgültig verabschieden, dann ist es an der Zeit zu feiern!
Unser Haus war übervoll besetzt, auch immer wieder mit Probewöchlern, die eine verlängerte Probezeit benötigten. Wenn 15 Esergäste im Haus sind, entsteht eine verstärkte Gruppendynamik, eine echte Herausforderung für unser Team. Klarheit und verantwortlicher Umgang mit der Hausstruktur, den Therapiezielen und der Umgang mit Schmerz und Krankheit sind dann „Dauerbrenner“. Die Versuchung, sich aus dem Programm oder der Struktur zu ziehen und sich hinter alten Bewältigungsstrategien zu verstecken, ist groß. Für viele ist es zunächst mit immenser Angst verbunden, neue Schritte der Verantwortung für sich selbst zu gehen. Damit echte Liebe landen kann, müssen Lebenslügen weichen. Aber die Wahrheit zu denken und auszusprechen scheint oft wie Verrat an der eigenen Familie zu sein. Und doch ist es eben nur die Wahrheit, die frei macht. Um sie zu erreichen, rechnen wir mit dem Geist Gottes, der liebevoll in die Wahrheit führt.
Im Haus Eser 17 haben wir den gesamten Hof neu angelegt, denn das war bitter nötig! Die Esergäste haben mit Unterstützung in der Arbeitstherapie mehrere Container mit alter Erde abgetragen, neu gekiest, gepflastert, bepflanzt, eine Terrasse angelegt und eine Sichtschutzmauer aus alten Ziegeln errichtet. Es ist richtig schön geworden und beim Eserfest könnt Ihr es bewundern.
Im Sommer werden zwei Hausgäste aus dem Haus Eser 21 in die Nachsorge des Eser 17 ziehen. Dort werden zwei Bewohnerinnen nun endgültig ihre Therapie beenden und sind wieder in Ausbildung und Beruf eingegliedert. Für die beiden endet damit ein wirklich langer Lebensabschnitt im Eser, der nun Früchte trägt. Für uns im Team ist das eine solche Freude, dass alle Konfrontationen, alles Begleiten und Beistehen mit Tatkraft und Herzblut sich gelohnt haben.
Im Kontaktpunkt bieten wir häufig auch Familienaufstellungen an für unsere Seelsorger und Therapeuten, die Klienten mitbringen. Das Team wächst, aber wir brauchen dringend weitere männliche Therapeuten in unserer Beratungsstelle. Wir sind sehr froh, dass wir Gebetszeiten haben, die wir intensiv nutzen, um für alle Anliegen unserer Arbeit zu beten, sei es am Donnerstagmittag oder in unserem Gebetsträgerkreis. Wir sind als Mitarbeiter zusammen gewachsen und tragen einander. Die gelebte Offenheit, das Vertrauen zueinander und die Kameradschaftlichkeit und Kompetenz sind ein Reichtum in unserer Gemeinschaft, in der wir uns ergänzen, tragen und getragen werden. Bei all dem Schweren ist dies ein echtes Gegengewicht.
Die Traumatherapie-Ausbildung ist von sechs unserer Mitarbeiter abgeschlossen worden. Nur zu gut können wir alles Handwerkzeug verwenden. Die Gäste, die sich bei uns melden, haben meistens schwere Traumata erlebt, und wir werden vermehrt empfohlen von Ärzten und Kliniken im Umkreis von Augsburg. Wir beten sehr um Schutz für unser Team und unsere Gäste, die sich gemeinsam den schweren Prozessen stellen.
Zuletzt bleibt uns wieder ein ganz großes DANKE an alle, die an uns denken, für uns beten und spenden. Wenn sich bei uns Sorge einschleichen will, ob Spenden wegen der wirtschaftlichen Lage ausbleiben könnten, dann wissen wir, dass unser Vater im Himmel bisher immer für uns gesorgt hat und es auch weiterhin tun wird – und segnen alle, die an uns denken.
So wünschen wir Euch allen einen wunderbaren, herzerfrischenden Sommer mit guten Früchten und reicher Ernte. Falls wir uns beim Eserfest sehen, wird es ein Fest sein. Spätestens dann aber zu unserem Eserjahresgottesdienst am 28. September.
Ganz herzliche Sommergrüße vom ganzen Eserteam
Eure Friedegard und Gerd Warkentin