Liebe Eser-Freunde,
das neu erschienene Buch über Bonhoeffers Leben von Eric Metaxas fesselt mich ungemein. Ich fand darin folgendes Zitat:
WENN man völlig
darauf verzichtet hat,
aus sich selbst etwas zu machen –
dann wirft man sich
ganz Gott in die Arme,
dann nimmt man nicht mehr
die eigenen Leiden,
sondern die Leiden Gottes
in der Welt ernst.Dietrich Bonhoeffer
Es hat Bonhoeffers Leben geprägt. Auch für mich, für uns, ist es eine herausfordernde Anfrage: Welche Leiden nehme ich ernst? Meine eigenen? Die der Esermitarbeiter und der Esergäste? Wie ist es mit den Leiden Gottes, an die wir durch das österliche Geschehen besonders erinnert werden? Was bedeutet es, darauf zu verzichten, etwas aus sich zu machen?
Helfen wir nicht unsren Gästen in mühevoller Therapiearbeit, dass sie endlich etwas aus sich machen? Aber es geht viel mehr darum, dass jeder von uns erkennt und ins Leben umsetzt, dass wir bereits Ebenbild Gottes SIND und SEIN dürfen. Die Angst, sich selbst, den Platz, die Rolle, die Anerkennung und den Ruhm zu verlieren, verhindert, dass wir uns kindlich und vertrauensvoll in die Hand Gottes geben und uns aus dieser Hand empfangen.
Nur so aber können die vielen Kämpfe im Inneren und Äußeren zum Schweigen kommen. Wir bekommen die Hände frei, uns mit Gott zusammen um die Not um uns herum zu kümmern. Wenn österliche Auferstehungskraft unsere Triebfeder ist, sind wir wirkliche Hoffnungsträger.
Was bewegt uns gerade besonders im Eser?
Die Nöte der Menschen und unsere Antworten darauf in VerAntwortung sind Thema in unserer Beratungsstelle Kontaktpunkt. In 10 Sondersitzungen haben die Mitarbeiter sich einem intensiven Teamprozess gestellt, damit sie entsprechend ihrer Gaben und Ausbildungen ihren Platz im Team und in der Begleitung von Ratsuchenden neu entdecken. Die Psychologin Ilse Hellmann ist zur Freude aller als Supervisorin in diesen Prozess mit eingestiegen. Wir sind gespannt, was noch alles wachsen wird.
Auch im Mitarbeiterteam im Haus 21 stellen wir uns intensiven Weiterbildungsprozessen. Unsere Supervisorin, Frau Dr. Heyers, schult uns weiterhin in der Begleitung von traumatisierten Klienten. Prof. Ruppert von der Katholischen Hochschule München übt mit uns generationsübergreifende Trauma-Aufstellungen. Ein Mitarbeiter der Hochgratklinik vermittelt uns ein tieferes Verständnis für Körperprozesse.
Wir staunen als Team, wie offen und vertrauensvoll wir miteinander persönliche Erfahrungen anschauen können und wie unsere Verbindung zueinander wächst.
Das noch vor uns liegende Jahr enthält für uns im Eser viele Herausforderungen: Wir beteiligen uns bei der europaweit stattfindenden Aktion „Miteinander für Europa“ am 12. Mai im Augsburger Rathaus. Im Juni besuchen uns Mitarbeiter der Klinik Hohe Mark und ein Höhepunkt des Jahres ist die Feier des 15. Geburtstags unserer Einrichtung.
Wir freuen uns über all das Gewachsene und sind glücklich, wenn junge Menschen wieder ihren Weg gehen können und viele in der Beratungsstelle „Kontaktpunkt“ wirklich Hilfe finden. Wir danken Gott für Schutz und Versorgung, für Kraft, Liebe und Weisheit zum Begleiten.
Euch lieben Eserfreunden wünschen wir ein gesegnetes, frohes Osterfest. Habt von Herzen Dank für Euer Mittragen, Mitbeten und Finanzieren. Ohne Euren Rückhalt würden wir es nicht schaffen.
Eure „Eserleute“
i.A. Friedegard Warkentin